Rauchen verschlimmert Rheuma – Gesundheit auf der Kippe
Es ist wissenschaftlich bewiesen: Rauchen fördert die Entstehung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Ein Rauchstopp ist daher eine der wichtigsten Selbsthilfe-Maßnahmen.
Schmerzende Gelenke machen den Alltag zur Belastungsprobe: Annika K. kämpft seit Jahren mit den Folgen einer rheumatoiden Arthritis. Mehrere Ärzte hat sie besucht. Doch keiner hat ihr verraten, dass Rauchen die Erkrankung fördert. Wissenschaftler haben herausgefunden: Wer raucht, erhöht die Wahrscheinlichkeit, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken, um ganze 40 Prozent. Das Risiko steigt bereits bei wenigen Zigaretten pro Tag. Tabakkonsum führt zudem zu einem aggressiveren Krankheitsverlauf und verringert die Chance, dass die rheumatoide Arthritis in eine Remission (vorübergehendes oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitszeichen) kommt.
Rauchen verwirrt das Immunsystem
Doch warum lösen Zigaretten rheumatoide Arthritis aus? Schwedische Forscher um Lars Klareskog haben erkannt: Durch das Rauchen verändern sich Proteine (Eiweiße) im Körper. Der Prozess heißt Citrullinierung. Seine Folge: Der Organismus nimmt die citrullinierten Eiweiße als fremd wahr. Zur Abwehr entwickelt er sogenannte Anti-Citrullin-Protein/Peptid-Antikörper (ACPA). Mit dieser Antikörperbildung startet eine fehlgeleitete Immunreaktion, die zu chronischen rheumatischen Entzündungen führt – unter anderem zu rheumatoider Arthritis.
Vergleichbar negativ wirkt sich Rauchen auch auf andere rheumatische Erkrankungen aus – unter anderem auf Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew. 2016 hat eine Auswertung des schottischen Patientenregisters gezeigt: Rauchende Patienten mit Morbus Bechterew haben eine höhere Krankheitsaktivität und beklagen mehr Einschränkungen und schlechtere Lebensqualität. Tabakkonsum begünstigt auch die Entwicklung eines systemischen Lupus erythematodes. Es ist nicht nur das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht, Rauchen trägt auch zur beschleunigten Arteriosklerose (chronische Erkrankung der Schlagadern) bei.
Raucher brauchen mehr Rheuma-Medikamente
Ein weiterer Nachteil des Rauchens: Rheuma-Medikamente wirken schlechter. Raucher brauchen deutlich mehr und stärkere Medikamente, haben Forscher am Deutschen Rheumaforschungszentrum in Berlin herausgefunden. Zudem benötigen Raucher größere Mengen an Basistherapeutika wie Methotrexat und Biologika.
Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören möchten
Rheuma-Betroffene sollten möglichst schnell mit dem Rauchen aufhören. Nach zehn Jahren Nikotinverzicht entspricht ihr Risiko, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken, wieder dem eines Nichtrauchers. Benötigen Sie Unterstützung? Dann kontaktieren Sie am besten Ihre Krankenkasse. Viele Kassen unterstützen Mitglieder bei der Rauchentwöhnung. Hilfe bietet zudem die kostenlose Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Tel.: 0800-8 31 31 31) sowie ihr Portal „Rauchfrei“.
Vielen an Rheuma erkrankten Menschen ist der Absprung vom Nikotin bereits gelungen. Unter ihnen Dagmar S.: „Im Leben hatte ich mir nicht zugetraut, dass ich es schaffe! Nun fühle ich mich wesentlich freier als vorher“.